Ein Nachhilfeangebot für Kinder und Jugendliche schaffen, das so bunt und offen ist wie möglich, ohne Hürden, ohne Verpflichtungen, und dabei kostenlos für die Familien - das war das erklärte Ziel der drei Kooperationspartner, als sie sich vor zehn Jahren zusammenschlossen. Die jungen TeilnehmerInnen sollen sich gesehen und wahrgenommen fühlen und in einer entspannten Atmosphäre schulische Inhalte vertiefen können. Anders als bei kostenpflichtigen, institutionellen Nachhilfeangeboten wurde in dieser Kooperation ein Modell entwickelt, das genau dort stattfindet und fördert, wo die Hilfe dringend benötigt wird, aber das Geld für private Angebote fehlt.
Mit der „Villa am Hügel“, einer Einrichtung des Deutschen Kinderschutzbundes in Detmold, war schnell der Ort hierfür gefunden. Dort steht den Kindern und Jugendlichen ein Team aus Sozialarbeitern und Streetworkern zur Seite, die bei allen Problemlagen ansprechbar sind – ein wichtiger Rahmen für das Nachhilfeprojekt. Die Nachhilfegeber selber sind vom Deutschen Roten Kreuz beauftragt und ebenfalls jung: Studierende oder SchülerInnen der Oberstufe. „Sie sind Persönlichkeiten, mit denen sich die Kinder und Jugendlichen identifizieren können“, erklärt Tino Duddeck vom Ortsverband Detmold des Deutschen Kinderschutzbundes. „Dadurch haben sie eine wichtige Vorbildfunktion. Es geht nicht nur um Wissensvermittlung, sondern um eine Peer Group – darum, ernst genommen zu werden und Erfolge zu erleben.“
Dreimal wöchentlich findet die Nachhilfe statt. Das Angebot ist offen für Schülerinnen und Schüler aller Schulformen, es gibt keine Verpflichtung, dafür aber gegenseitige Unterstützung in der Gruppe. Ziel ist es, durch die Vermittlung von wichtigen Grundlagen eine größere Chancengerechtigkeit herzustellen, und das in einem geschützten Raum. So darf hier auch mal von der Hauptsprache Deutsch abgewichen werden, wenn Inhalte in der eigenen Muttersprache besser vermittelt werden können. Aber: „Grundlage einer gelingenden Integration ist die Sprache“, erklärt Tino Duddeck, weswegen die Vermittlung von sprachlichen Grundlagen immer im Blick bleibt.
Das Nachhilfeprojekt wurde vor zehn Jahren sehr zügig ins Leben gerufen– nicht zuletzt, weil alle Beteiligten mit großem Engagement an einem Strang gezogen haben. Die Flexibilität aller Beteiligten ist immer wieder entscheidend. Im Laufe des Projekts mussten schon oft kurzfristig neue Lösungen gefunden werden, beispielsweise als kurz nach Projektstart der Wunsch an die Kooperationspartner herangetragen wurde, das Nachhilfeangebot auch um die 1.-4. Schulklasse zu erweitern, als im Zuge der Flüchtlingswellen 2016 viele syrische Kinder und 2022 viele ukrainische Kinder und Jugendliche hinzukamen. „Auf gesellschaftliche Entwicklungen mussten wir immer wieder zügig reagieren“, erklärt Pinar Izgi von der Integrationsagentur des DRK-Kreisverbands Lippe e.V., die als Initiatorin von Anfang an mit an Bord war. „Sogar während der Corona-Pandemie konnten wir weiter arbeiten, auch wenn die Abstandsregeln nur mit viel Aufwand umgesetzt werden konnten.“
Finanziert wird dieses wichtige Projekt von der Stadt Detmold. „Angesiedelt im Bereich Integration stammen die Gelder aus einem Förderbudget für Projekte im Bereich Integration, für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund und mit erhöhtem Förderbedarf“, erklärt Daniel Kanthak von der Stadt Detmold. Bis zu 75 Kindern wurden im Laufe der vergangenen zehn Jahre gleichzeitig gefördert, insgesamt waren es 666 Kinder.
Und was ist den Projektpartnern wichtig für die Zukunft? „Wir wollen an diesem erfolgreichen Konzept festhalten“, erklären alle drei Beteiligten. „Wichtig ist die Kontinuität des Angebots. Unterstützung ohne Vorurteile beizubehalten und immer flexibel zu bleiben, das sind die erklärten Ziele für die kommenden Jahre.“
Im Januar sind die neuen Nachhilfegruppen gestartet. Alle Kinder sind herzlich Willkommen.